Wir leben in Lemgo im ländlichen Raum, der jedoch bereits stark verdichtet ist. Lemgo hat durch seine hohe Wirtschaftskraft einen Einpendlerüberschuss. Daher brauchen wir Verkehrskonzepte, die alle Verkehrsarten berücksichtigen. Im Wahlkampf führt man viel Gespräche und hört viel Meinungen. Sicher sprechen mich dabei insgesamt etwas mehr Menschen an, die mich oder meine vertretene Richtung eher gut finden, da bin ich Realist. Umso interessanter ist die Bandbreite, wenn es um den Verkehr geht. In dieser Woche habe ich sowohl gehört, ich solle mich doch noch stärker für die Begatalbahn einsetzten, also für die Stärkung des schienengebundenen Öffentlichen Personennahverkehrs. Auch auf Radwege wurde ich angesprochen, das meist ganz konkret, zum Beispiel die innerstädtischen Trassen. Und ein beeindruckend belesener Herr diskutierte mit mir darüber, dass ich zu viel über den ÖPNV erzählen würde, da das Auto auf dem Land für Jahre wichtiger bleiben wird. Verbesserungen des Schienennahverkehrs mit besserem Takt Richtung Bielefeld, aber auch die mittlerweile angestoßenen Untersuchungen in Richtung Osten halte ich für dringend notwendig. Auch den Stadtbus müssen wir in die Zukunft denken: Gibt es bezahlbare Möglichkeiten, die Dörfer besser einzubinden? Einen Bürgerbus 4.0, der seine Route ständig neu vorgegeben bekommt und das sehr gute Stadtbussystem bezahlbar erweitern kann? Das gilt es zu prüfen. Unsere fahrradfreundliche Stadt sollten wir ausbauen, zum Beispiel mit einem Bürgerradweg von Lieme nach Hardissen - um nur ein Projekt von vielen zu nennen. Und für den Individualverkehr mit dem Auto brauchen wir die Nordumgehung zur Entlastung der lärmgeplagten Bewohner/innen an den Staustrecken sowie intelligente Konzepte für Elektromobilität und andere Energieformen. Das eine tun, ohne das andere zu lassen. Passt das denn zusammen? Ich meine: nur das passt zusammen. Verkehrsideologien lösen keine Verkehrsprobleme. Nur durch das vernetzte Zusammenspiel der Verkehrsarten werden wir den - klimaneutralen - Verkehr der Zukunft erhalten. Ich bin morgens Autofahrer, Mittags Fußgänger, dazwischen ÖPNV-Nutzer und Abends Fahrradfahrer. An einem Tag, ohne mich dabei zu verbiegen. Und für jede Verkehrsart freue ich mich, wenn sie optimiert wird. Das Umsteigen wird dabei in Zukunft eine große Rolle spielen - etwa mit Fahrradabstellanlagen an ÖPNV-Knoten. Ein anderes Beispiel: Die Umgehungsstraße würde den Schwerlastverkehr (mit Wasserstoff-Antrieb oder regenerativen Diesel?) aus der Stadt heraus halten, das macht die Radwege gleichzeitig sicherer.
So erklärt es sich, dass ich mich am Freitag erneut für die Umgehungsstraße ausgesprochen habe, da ich in der Abwägung mit den Ausgleichsmaßnahmen für die Natur und den Entlastungen für das Leben der Menschen in der Stadt die Maßnahme für richtig halte. Und am Sonntag die Landeseisenbahn Lippe (links im Bild Jochen Brunsiek) wieder besucht habe, um den Bürgermeisterkandidaten Friso Veldink (rechts im Bild) in unserer Nachbargemeinde Dörentrup in seiner Offenheit der Begatalbahn gegenüber zu unterstützen. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass es einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen bei dieser Strecke geben kann, das soll die Untersuchung aufzeigen. Lemgos östliche Nachbarstädte enger mit Lemgo verbinden und dabei mit einem angepassten Bussystem die Erreichbarkeit verbessern, dass brächte Vorteile für die Stadt und für das Land.
Und in der nächsten Woche werde ich wieder für das Fahrradfahren in unserer Fahrradfahrer- und Fußgänger-freundlichen Stadt Lemgo werben. Weil es nur miteinander geht und nicht gegeneinander - insbesondere auch bei der Mobilität.
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